Kürzlich äußerte sich Hubert Aiwanger auf einer Kundgebung in Cham, dass erhöhte Nitrat-Messerwerte an Messstellen vielleicht gar nicht von zu viel Gülle, sondern von einigen toten Ratten in der Umgebung von diesen liegen könnten.
Damit war für Hans Hümmer, der sich seit Jahrzehnten für nachhaltigen Grundwasserschutz einsetzt und auch einen Sitz im Pegnitzer Stadt- und Kreisrat innehat, das Maß voll. Der FWG bleibt er zwar treu, der Partei kehrt er ab sofort den Rücken. Die, die Hans Hümmer kennen, wissen, dass er ein direkter Mensch ist, der Dinge gerne konkret anspricht. In der Tageszeitung Nordbayerische Nachrichten äußert er sich deutlich zu bestimmten Aussagen Hubert Aiwangers: Dessen Populismus wäre unterste Schublade den er aufs Schärfste zurückweise.
Das Thema Nitrat sorgt immer wieder für erbitterte Diskussionen zwischen Landwirten und Wasserschützern. Und Hans Hümmers Juragruppe sind vorbildliche Wasserschützer – nicht gegen die Landwirtschaften, sondern in enger Zusammenarbeit mit diesen.
Bereits in den 80er Jahren schloss die Juragruppe unter der Leitung von Hans Hümmer mit Landwirten in ihrer Region Kooperationsverträge mit Ausgleichszahlungen und kostenlosen Beratungen ab. Gerade in einer Karstregion wie dem Juragebirge muss man sehr vorsichtig mit dem Wasser umgehen. Das Niederschlagswasser gelangt durch Kurschlüsse wie Gesteinsspalten oder Dolinen teilweise innerhalb weniger Stunden ins Grundwasser. Pestizide und Düngemittel werden dabei abgeschwemmt und gelangen so schnell ins Trinkwasser. Um dies zu vermeiden, hat die Juragruppe als erster Wasserversorger in Bayern die Zusammenarbeit mit den Landwirt*innen in ihrer Region gesucht. Da tut eine Aussage wie die „toten Ratten, die für den Nitratspiegel verantwortlich“ sein sollen, doppelt weh.
Und die Kooperationsvereinbarungen mit den Bauernhöfen ist nicht der einzige Beitrag zum Grundwasserschutz, den Hans Hümmer vorzuweisen hat. Gemeinsam mit der Regierung von Oberfranken hat er auch erreicht, dass auf einer Fläche von 100 Hektar die „durchwachsene Silphie“, eine ökologische Alternative zum Energiemais, angebaut wird. Die Silphie zeichnet sich dadurch aus, dass sie unheimlich viel Biomasse produziert und mehrjährig ist. So sparen die anbauenden Landwirte Geld, weil sie nicht jedes Jahr neues Saatgut kaufen müssen, und dadurch, dass sie eine bildschön blühende Pflanze ist, nützt sie auch noch den Bienen und anderen Insekten als Nahrungsquelle und Lebensraum.
So einer ist Hans Hümmer. Seine Projekte sind über einen langen Zeitraum gedacht, mit Herz und Hirn und sind daher auch so nachhaltig und generationenübergreifend.
Dass er jetzt seinen Parteiaustritt öffentlich gemacht hat, empfinde ich persönlich als ein positives Zeichen. Im Beitrag der Nordbayerischen Nachrichten stellt er in Zusammenhang mit seinem Parteiaustritt gleich noch die brennendsten Fragen der Wasserwirtschaft mit Blick auf die Regierung und deren „laxen“ Umgang mit Wasserschutz: Wo liegen die Ursachen für die Belastungen des Trinkwassers mit Pflanzenschutzmittel wirklich? Wieso müssen die Wasserversorger mit den Ministerien Diskussionen über Tiefengrundwasser führen? Der Konsens unter Wasserschützer*innen diesbezüglich eindeutig, dass man das Oberflächengrundwasser einfach sauber halten muss. Dann braucht man nicht auf Wasservorräte zurückgreifen, die hunderttausende Jahre alt sind. Wenn die weg sind, sind sie nämlich weg und brauchen erstmal ein paar hunderttausend Jahre bis sie wieder nachgeflossen sind. So lange gibt es vielleicht die Menschheit gar nicht mehr…
Eine weitere Frage, die er stellt, ist die nach den langen Festsetzungsverfahren für neue Wasserschutzgebiete. Die dauern teils länger als 10 Jahre – und das in einem Bundesland, das eh im Vergleich zu den anderen Ländern sehr wenige Schutzgebiete hat.
Seine deprimierende Antwort auf all die Fragen ist, dass wir über viele Jahre der Natur nicht den nötigen Schutz gewährt haben, die Ressourcen zu wenig geschont und nicht generationenübergreifend gedacht haben.
Dass jetzt ein Hubert Aiwanger die Anstrengungen von so vielen Versorgern, die sich um ein gutes Miteinander von produzierendem Gewerbe, Landwirtschaft und Abnehmern kümmern, nun mit seiner – pardon – populistischen Hetze mit Füßen tritt, ist meiner Meinung nach ein Armutszeugnis für einen Spitzenpolitiker. Politik sollte sich bemühen, Lösungen zu finden. So, wie die Wasserversorger es im Kleinen in ihren Versorgungsgebieten machen. Hier hätte Hubert Aiwanger perfekte Vorbilder für einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander und dafür, wie man zu Ergebnissen kommt, die über Jahrzehnte sinnvoll und tragfähig sind.
Wie sich der Umgang der Politik mit unserem Wasser weiterhin entwickeln wird, bleibt abzuwarten. In den vergangenen Jahren wurde die Thematik eher stiefkindlich behandelt. Wie wir alle wissen, kommt das Wasser ja einfach selbstverständlich aus dem Hahn.
Doch wie die Fachleute aus der Wasserwirtschaft wissen: Das stimmt halt leider so nicht. Das Wasser kommt nur wie selbstverständlich aus dem Hahn, weil es Menschen gibt, die dies ermöglichen. Die Tag und Nacht, 365 Tage im Jahr, dafür sorgen, dass wir jederzeit unser Lebensmittel Nummer 1 direkt aus dem Hahn genießen können.
Und wenn die Politik nicht bald ernsthaft ins Handeln kommt, ist es irgendwann vorbei mit der Selbstverständlichkeit. Und dann? Dann ist zu spät. Wie gesagt, wenn unsere Enkel und Urenkel das Tiefengrundwasser eines Tages verbraucht haben werden, ist es weg. Dann muss die Menschheit erstmal ein paar hunderttausend Jahre abwarten, bevor sie einen neuen Versuch starten kann, effektiven Wasserschutz zu betreiben.
Wollen wir es wirklich so weit kommen lassen?
Danke Hans, dass Du so ein deutliches Zeichen gesetzt hast, wie lebenswichtig ein nachhaltiger und ressourcenschonender Umgang mit unserem Grund- und Trinkwasser ist! Ich bin echt beeindruckt.
Deine Katrin