Treffen von Bündnis 90/Die Grünen im Wasserwissenzentrum der Rottenburger Gruppe    

Kürzlich durfte ich zusammen mit MdL Rosi Steinberger, Johannes Hunger, Kandidat für die Landtagswahl des Stimmkreises 204 Landshut, Hedwig Borgmann, Stadträtin der Stadt Landshut, Hans Weinzierl, dem Verbandsvorsitzenden der Rottenburger Gruppe und Sven Bittenbinder, Leiter Recht der Rottenburger Gruppe, das Wasserwissenszentrum in Burkhart bei Rottenburg besuchen, um gemeinsam über die drängenden Probleme, die unser aller Wasser betreffen, zu sprechen.

„Die Rottenburger sind so ein bisschen die Rebellen unter den Wasserern.“, erklärte Herr Weinzierl gleich zu Beginn, und damit hat er wahrscheinlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Rottenburger Gruppe hat unter anderem in den letzten Jahren einen richtungsweisenden Rechtsstreit gegen den Verband der Mineralbrunnen gewonnen. Man hatte verlangt, dass die Rottenburger den Terminus „Trinkwasser aus der Leitung ist gesund“ von ihrer Homepage nehmen. Dieses Gerichtsverfahren hatten sie durch mehrere Instanzen hindurch mit einer unwahrscheinlichen Beharrlichkeit ausgefochten, bis am Ende klipp und klar feststand, dass Trinkwasser sehr wohl als gesund bezeichnet werden darf. (Aktenzeichen: OLG München, Urteil v. 07.05.2020, Akt.Z. 29U769/20 und LG Landshut, Entscheidung v. 14.04.2021, Akt.Z. 1HK O 2132/20)

„Manches ist hart zu erkämpfen,“ so Weinzierl weiter, „aber jede Wand fällt irgendwann, wenn man nur oft genug dagegen rennt. Leitungswasser ist gesund, und ich bin tausendprozentig überzeugt von unserem Wasser. Das ist ein Riesenwert, und wir sind standhaft geblieben, obwohl wir von einer Welle an Abmahnungen übersät worden sind.“

Herr Weinzierl weiß unheimlich viel über das Wasser, und er brennt für das Thema. Er geht auf die viel zu kleinen Schutzgebiete ein, auf Schadstoffbelastungen für unser Wasser, und darauf, dass man hier immer über Generationen hinweg denken muss. „Was muten wir unserem Wasser zu!“ meint er besorgt und berichtet darüber, dass sein Zweckverband im Versorgungsgebiet ein Schutzgebiet ausgewiesen hat, das 600 ha groß ist.

Natürlich darf bei der Benennung der Probleme, mit denen das Wasser und die Versorger zu kämpfen haben, auch das heiße Thema Klimakatastrophe mit Starkregen, Abschwemmungen, und damit verbundenen Einträgen ins Grundwasser nicht fehlen. „Das Schutzbedürfnis ist maßgebend.“, betont er am Ende seiner Ausführungen noch einmal eindringlich.

Sven Bittenbinder sind die Fördermaßnahmen ein Anliegen. „Die Förderungen und Anträge müssten dringend vereinfacht werden!“ lautet sein Apell an die Politik. „Es gibt im Moment hohe Hürden für die Förderanträge bei Sanierungsmaßnahmen, die meiner Meinung nach dringend abgebaut werden müssten.

Außerdem ist mir sehr wichtig, der ortsnahen Wasserversorgung grundsätzlich und so weit wie irgend möglich Vorrang vor der Fernwasserversorgung einzuräumen. „Fernwasser kann auch nicht die pauschale Lösung aller Probleme sein – wir sehen ja zum Beispiel am Gardasee, was passieren kann. Irgendwann ist selbst der größte See leer, wenn zu viele Menschen und Industriezweige das Wasser entnehmen und es über weite Strecken zum Verbrauchsort transportiert werden muss.“

Außerdem liegt Sven Bittenbinder das Thema „Wassercent“ sehr am Herzen. „Wir müssen da schon die Frage stellen, was am Ende mit dem Wassercent gemacht wird. Was wird für die Versorger dabei rauskommen?“ Als positives Beispiel nennt er die „SchALVO“, die Schutzgebiets- und Ausgleichs-Verordnung des Landes Baden-Württemberg. (https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/wasser/wasserschutzgebiete)  Dort gibt es rund 2300 rechtskräftig festgesetzte Wasserschutzgebiete mit einer Fläche von insgesamt ca. 9.500 km² zur Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung. Sie sieht unter anderem vor, dass jeweils am Ende des Landwirtschaftsjahres, also im Herbst, intensive und genauestens vorgeschriebene Bodenbeprobungen vorgenommen werden, um feststellen zu können, ob sich noch Rest-Nitrat im Boden findet. Also, ob der Boden zu stark gedüngt wurde, so dass die Pflanzen nicht das gesamte Nitrat aufnehmen konnten. Das Rest-Nitrat bleibt bei Überdüngung im Boden und gelangt so ins Grundwasser. Wo es natürlich nicht hin soll – es soll ja die Pflanzen ernähren und nicht das Grundwasser belasten. Die SchALVO bietet hier einen praktischen Lösungsansatz, der bei unseren Bundeslands-Nachbarn zur Zufriedenheit aller Beteiligten mit relativ einfachen Mitteln umgesetzt wird.  Für solche Projekte wären die Mittel aus dem „Wassercent“ bestens geeignet.

„Uns fehlt hier in Bayern einfach ein starker Wasser-Lobby-Verband.“, bringt Sven Bittenbinder seine Sicht der Wasserprobleme Bayern auf den Punkt.

Nach den Erläuterungen der beiden Rottenburger Experten schauen wir uns noch gemeinsam das Wasserwissenszentrum an. Wir erfahren, was virtuelles Wasser ist, wie viel virtuelles Wasser zum Beispiel bei der Herstellung einer Jeans anfällt, welche Arten von Rohrbrüchen es gibt, wie viel 1000 Liter Leitungswasser im Gegensatz zu 1000 Liter Flaschenwasser kostet, und noch viel mehr.

Mein Tipp: Besucht unbedingt mal das Wasserwissenszentrum der Rottenburger Gruppe, es lohnt sich wirklich sehr!

Als wir uns voneinander verabschieden, bin ich ein bisschen zwiegespalten: Es gibt Hoffnung für das Wasser und gute Vorbilder aus den anderen Bundesländern. Die große Frage, die sich uns allen stellt, ist nur: Schaffen wir das hier in Bayern, die guten Ideen umzusetzen, bevor es zu spät ist? Alle an der Gesprächsrunde Beteiligten tun ihr Bestes, um das Wasser zu schützen, und ein Bewusstsein für den hohen Wert dieser Ressource in Politik und Bevölkerung zu wecken und zu stärken.

Meine ganz persönliche und ernstgemeinte Empfehlung für alle meine umwelt- und wasserbewussten Leserinnen und Leser ist: Wenn Ihr mithelfen wollt, das Wasser zu schützen, wählt bei der Landtagswahl die Grünen. Ich bin ja, wie Ihr auch in der „Über mich“-Kategorie lesen könnt, seit vielen Jahren Parteimitglied bei den Grünen, und bin von meinen bayerischen Parteifreund*innen zutiefst überzeugt. Und übrigens: Die Rosi interessiert sich schon seit vielen Jahren für´s Wasser, nicht nur in Wahlkampf-Zeiten. <3

Viele liebe Grüße,

Eure Katy

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